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Altsteinzeitliche Funde

Der Fundplatz Markkleeberg wurde 1895 von dem Landesgeologen Franz Etzold entdeckt. Er fand in einer der Kiesgruben in Markkleeberg-Ost Steinartefakte, machte seine Entdeckung allerdings nicht publik. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts suchte Karl Hermann Jacob (Jacob-Friesen) im Auftrag von Hugo Obermaier - Mitbegründer der europäischen Altsteinforschung - die Kiesgruben auf. Die sofort veröffentlichten Fundergebnisse erregten große Aufmerksamkeit in Fachwelt und Öffentlichkeit. Das liegt zunächst daran, dass es sich um eine der ersten Fundstellen handelt, mit der sich die noch junge, gerade etablierende Urgeschichtsforschung auseinandersetzen konnte.

Altsteinzeitliche Funde

Über viele Jahrzehnte wurden aus den Kiesgruben in Markkleeberg-Ost Steinartefakte geborgen, die jetzt Exponate verschiedener Sammlungen und Museen in ganz Europa sind.

Schließlich handelt es sich bei den Markkleeberger Funden um den frühesten Nachweis der Befähigung des Menschen zur Besiedelung der eiszeitlichen Kältesteppen. Erstmalig wird ein neuer technologischer Entwicklungsstand in der kulturellen Evolution sichtbar: die Markkleeberger Feuersteinartefakte wurden nach vorausplanenden Zerlegungskonzepten hergestellt. Die Menschen, die in dieser Zeit lebten, werden dem frühen Homo sapiens zugerechnet, einer Menschenform, die uns anatomisch ähnlicher ist als der erst hunderttausend Jahre später lebende klassische Neanderthaler.

Für die Forschungsgeschichte der urgeschichtlichen Archäologie im Speziellen und der Eiszeitforschung im Allgemeinen hat Markkleeberg einen fundamentalen Stellenwert. Hier entzündete und verbreitete sich ein Disput um einen vermeintlichen Widerspruch: ein auf geologischen Untersuchungen basierendes hohes Alter einerseits und ein aufgrund der „fortschrittlich” hergestellten Steinartefakte zu erwartendes jüngeres Alter andererseits.

Diese Bedeutung des Markkleeberger Fundplatzes spiegelt sich in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen wieder. Heute gibt es keine Zweifel daran, dass die Steinartefakte aus Markkleeberg in die Saaleeiszeit zu datieren und ihr Alter mit 280.000-300.000 Jahren anzugeben ist.

Auch für den Geologen Rudolf Grahmann hatte der archäologische Fundplatz Markkleeberg eine zentrale Bedeutung. Er machte in den fünfziger Jahren mit seiner Schrift „Das saaleeiszeitliche Alter von Markkleeberg“ noch einmal deutlich, was viele Archäologen bezweifelten. In der Nachfolge von Grahmann war es dann Lothar Eissmann, der immer wieder auf das Vorrecht der geologischen Einordnung gegenüber einer kulturellen archäologischen Datierung pochte und dem Markkleeberger Fundplatz viele Aufsätze widmete. Zuletzt erschienen: „Metamorphose einer Landschaft” von Lothar Eissmann und Armin Rudolph. Erst als in Frankreich und Mitteldeutschland ähnlich „moderne” Steinartefakte geborgen werden konnten, gab es um das Alter der Markkleeberger Feuersteinartefakte keine Widersprüche mehr.

Der Fundplatz Markkleeberg fiel weitestgehend dem Tagebau Espenhain zum Opfer. Eine notwendige systematische Untersuchung blieb leider aus. Während des Tagebaubetriebes betreute Wilfried Baumann die Aufschlüsse. In dieser Zeit konnte Dietrich Mania eine Notgrabung durchführen und neue Informationen über den Fundplatz gewinnen.

Im Gegensatz zu Grahmann, der am Markkleeberger Fundort Aktivitäten des Menschen in Zusammenhang mit der Jagd auf wandernde Tierherden sah, stellten Mania, Baumann und Eissmann eine Verbindung zur Rohmaterialversorgung mit Feuerstein her.

Das Abschrägen steiler Tagebauböschungen im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen für den künftigen Markkleeberger See ermöglichten vom Mai 1999 bis Dezember 2000 erstmals und nun auch letztmals systematische Ausgrabungen eine fachgerechte Untersuchung durch das Landesamt für Archäologie des Freistaates Sachsen . Das große Interesse und die Begeisterung von Fachwelt und Öffentlichkeit, die diesen letzten Grabungen entgegengebracht wurden, führten zu einem visionärem Entschluss: Die Stadt Markkleeberg möchte den Beginn menschlicher Existenz in Mitteldeutschland am authentischen Standort und in reizvoller Lage am Ufer des Markkleeberger Sees mit einer erlebnisreichen, wissenschaftlich untersetzten und zeitgemäßen Ausstellung visualisieren. Diese Vision hat bereits einen Namen: Am Nordufer des Markkleeberger Sees, mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend erreichbar, soll das Tor zum Südraum, ein zentrales Informations- und Kommunikationszentrum für Bewohner und Gäste des Leipziger Neuseenlands entstehen und auch die archäologische Erlebnisausstellung beherbergen.

Autor: Dr. Joachim Schäfer aus „Metamorphosen einer Landschaft”,
Landesamt für Archäologie, Grabungsleiter der Ausgrabungen im Tagebau
Espenhain (2000 - 2001)

An die beiden Pioniere der Altsteinzeitforschung in Markkleeberg erinnern seit Januar 2006 zwei neue Straßen in der Nähe der Grabungsstelle am Markkleeberger See: die Franz-Etzold-Straße und der Karl-Hermann-Jacob-Weg.

Der Gedenkstein zur Erinnerung an die Entdecker der Markkleeberger Feuersteinartefakte Franz Etzold und Karl Hermann Jacob steht am Hochufer des Markkleeberger Sees, unmittelbar an der authentischen archäologischen Fundstätte. Er wurde im Jahr 2008 mit Unterstützung der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig restauriert und vom Schillerplatz an den Markkleeberger See versetzt.

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